Attacke im Bürgeramt: Stadt Fürth zieht Konsequenzen

Es war ein Vorfall, der Spuren hinterlassen hat: Vor wenigen Wochen greift ein 25-Jähriger eine Mitarbeiterin der Ausländerbehörde an. Er packt sie auf einem Flur im Ämtergebäude Süd am Hals und drückt sie gegen die Wand. Zeugen zerren ihn von ihr weg. Die Polizei rückt an und nimmt die Personalien auf, er wird wegen Körperverletzung angezeigt.

Sein Opfer ist seitdem krankgeschrieben. Eine der Kolleginnen beklagt im Gespräch mit den FN, dass die Bürger bei Behördengängen den Mitarbeitenden gegenüber des Öfteren respektlos sind. In ihrer beruflichen Laufbahn habe sie schon einiges erlebt: Ein Stift wurde nach ihr geworfen, Beleidigungen seien mittlerweile „an der Tagesordnung“. Erst neulich sei sie als „blöde Kuh“ bezeichnet worden. „Man geht mit einem unguten Gefühl in die Arbeit“, sagt sie.

Der Angriff auf ihre Kollegin habe das noch einmal verstärkt. Die Stadt will nun dafür sorgen, dass sich ihre Angestellten sicherer fühlen. „Es hat uns sehr erschreckt, dass so etwas passieren konnte“, sagt Rainer Baier, der Chef des Bürgeramts. Man nehme die Attacke nicht auf die leichte Schulter.

Zu Beleidigungen und respektlosem Verhalten gegenüber seinen Leuten komme es immer wieder, mehr Fälle als früher beobachte er aber nicht. Nach der Attacke wurden seine Mitarbeitenden angewiesen, verstärkt aufeinander zu achten und, wenn nötig, die Türen zum Nachbarzimmer offen zu lassen.

Momentan macht sich die Stadtspitze Gedanken, was sie darüber hinaus tun kann. Unmittelbar nach dem Vorfall wurde ein Sicherheitsdienst verpflichtet, berichtet Stefanie Ammon, als Referentin unter anderem zuständig fürs kommunale Personal. Die Kräfte sollen Sorge dafür tragen, dass der Angreifer, der Hausverbot bekommen hat, nicht noch einmal ins Gebäude gelangt.

Denn kurz nach seiner Tat schickte er einen Drohbrief ans Bürgeramt – „mit dem Inhalt, dass er uns alle umbringen wird“, sagt die Mitarbeitende aus der Behörde. Weil er auf freiem Fuß sei, habe man sofort den Sicherheitsdienst engagiert, der bis Ende dieses Jahres die Eingänge überwachen und regelmäßig auf den Fluren der Ausländerbehörde patrouillieren soll.

Stiller Alarm

Bereits vor längerem wurde auf Wunsch des Personals an Arbeitsplätzen der städtischen Verwaltung ein stiller Alarm eingerichtet. Wird es bedrohlich, kann man über einen Knopf am Schreibtisch oder eine Taste am Computer Kollegen aus den Nachbarzimmern verständigen.

Die Mitarbeitenden der Ausländerbehörde haben Ammon zufolge um ein flächendeckenderes Deeskalationstraining und Selbstverteidigungskurse gebeten. Wer möchte, könne solche Seminare besuchen. Grundsätzlich, so Ammon, müsse man indes abwägen zwischen Abschottung und einer „offenen, bürgerfreundlichen Verwaltung“.

Personenkontrollen hält die Referentin für die „Ultima Ratio“. Denn das Abtasten koste Zeit, die dann bei den Terminen fehle. Folglich dürften weniger Bürger vorsprechen, was neuerliche Aggressionen befeuern könnte. Eine weitere Option: Sicherheitsglas in den Räumen, sodass es keine direkten Kontakte mehr mit den Bürgern gibt. „Noch nicht ausdiskutiert“, so Ammon, sei die Videoüberwachung aller Gänge und Räume in der Stadtverwaltung.

„Was wir noch machen, ist davon abhängig, wie es in der Ausländerbehörde weitergeht und ob es weitere Eskalationen gibt“, sagt sie. Grundsätzlich stellt auch Ammon fest, dass sich Menschen danebenbenehmen. „Einen Ton, der absolut unangemessen ist, den gibt es immer wieder – unabhängig von der Ausländerbehörde.“ Bei der Stadt herrsche „null Toleranz gegenüber Gewalt“ – auch deshalb sind die Ämter nicht erst seit dem jüngsten Angriff aufgerufen, alle Arten verbaler und körperlicher Übergriffe anzuzeigen.

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