Presse: Stiller Alarm als Titelthema im IT-Magazin „Server“

Neue Software sorgt für mehr Sicherheit durch Stillen Alarm und Deeskalationsmanagement

Für die Stadt Magdeburg gibt es eine neue Software für stillen Alarm und Deeskalation. Eingerichtet von der KID. 1.028 Rechner wurden in der Verwaltung bereits damit ausgestattet.

Wo verzweifelte Menschen auf bürokratische Vorschriften treffen, geht das nicht immer harmonisch zu. Es wird gestritten um Verwaltungsangelegenheiten, Rechtsfragen und soziale Absicherung. Da kommt es vor, dass in der Verzweiflung die Nerven blank liegen. Bekannt wurden bundesweit Fälle wie die Messerattacke in Frankfurt oder in Berlin der Fall eines Mannes, der sich mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen hatte und drohte, sich anzuzünden. Extreme Ausnahmefälle, die es so in Magdeburg noch nicht gab. Aber in Diskussionen geht es durchaus schon mal heiß her. Dann kann es gut sein, wenn jemand Drittes zum Gespräch hinzukommt, um die Situation zu deeskalieren. Jemanden aus dem Nebenzimmer herbeizurufen, ist jedoch kontraproduktiv und kann die Lage verschlimmern. Aus diesem Grund gibt es den „Stillen Alarm“, eine Alarm- und Deeskalationssoftware, durch die im Notfall Hilfe als Beistand angefordert werden kann.

Gerade wurde mit dieser Software der Verwaltungsfachbereich (FB) 32 ausgestattet, zu dem Ordnungsamt und Bürgerservice gehören, also u. a. Zulassung und Führerscheinwesen, Standesamt, Bürgerbüros, Ausländerbehörde. Vorab konnten die Mitarbeitenden Vorschläge machen, was gebraucht und am besten händelbar sein könnte, welche  Informationsabläufe sich aus ihrer Sicht eignen. Die Umsetzung erfolgte über die KID. Die Testphase lief im Juni, Mitte Juli wurde der „Stille Alarm“ freigeschaltet. Der Fachbereich 32 gehört zu den größten Bereichen der Stadtverwaltung, hier wurden rund 380 Computer mit der neuen Software aufgerüstet. Damit wurde das Alarmierungssystem auf den neuesten Stand gebracht. In den Vorjahren hatte es bereits eine ähnliche Software gegeben, für die allerdings der Support auslief. Fehlende Updates können bekanntlich zu erheblichen  Sicherheitslücken führen.

„Software ohne Updates und Sicherheitspatches kann sich dramatisch auswirken,“

sagt Matthias Otte, Projektleiter bei der KID. Um so ein Sicherheitsrisiko zu vermeiden, wurde rechtzeitig nach einer Alternative gesucht. Mit ihr sollte zudem ein Problem abgestellt werden: Das bisherige Programm hatte sich als störanfällig herausgestellt. Immer wieder kam es zu Fehlalarmen, weil ungewollt – in einem anderen Zusammenhang – bei der Arbeit die signalisierenden Tastenkombinationen eingegeben worden sind oder zu schnell geschrieben worden war, weil auch das ein Signal für Hilfesuche sein konnte. Hinzu kam, dass bisher am eigenen Computer nicht sichtbar war, ob man selbst einen Alarm ausgelöst hat. Das ändert sich mit der neuen Software. So erscheint nun am eigenen Rechner – für kurze Zeit – eine Meldung zur Information. Sollte es also doch einmal zu einem Fehlalarm kommen, kann dieser sofort wieder zurückgesetzt werden.

In diesem Jahr wurde nach und nach die neue Software durch die KID installiert. Wie genau sie funktioniert, soll an dieser Stelle aus Sicherheitsgründen nicht verraten werden. Nur so viel: Wenn ein Mitarbeitender den Stillen Alarm auslöst, erscheint auf den Computerbildschirmen der Kollegen ein Hinweis, wo Hilfe benötigt wird, so dass die notwendigen Schritte eingeleitet werden können. Wer helfend beistehen kann, teilt dies zudem über einen Computerbefehl mit, so dass auch darüber alle Kollegen informiert sind.

„Oftmals hilft es, wenn ein Unbeteiligter den Raum betritt und sich entsprechend deeskalierend verhält“,“

sagt Matthias Strauchmann. Er ist der Sachbearbeiter IuK (Information und Kommunikation) und damit für die strategischen Projekte im Fachbereich 32 zuständig und der Ansprechpartner vor Ort für Matthias Otte bei der Umsetzung des Projekts. Bei ihm liefen die Fäden zusammen zwischen dem, was in der Verwaltung erforderlich ist, und den technischen Leistungen der KID. Die Alarm-Software sorgt vor allem für mehr Sicherheit der Mitarbeitenden, betont Matthias Strauchmann, sie löst jedoch nicht alle Probleme. Sie dient vor allem der innerverwalterischen Information und ist nicht mit Polizei oder Feuerwehr gekoppelt. Benachrichtigt werden allerdings außer den Kollegen in den Nebenräumen in bestimmten Fällen der jeweilige Teamleiter bzw. der Wachschutz. So können im Notfall zusätzliche Maßnahmen eingeleitet werden.

„Zum Glück kommt es nicht häufig vor“,

betont Matthias Strauchmann.

Zum Stillen Alarm gehört nicht nur der Ruf nach Unterstützung zur Deeskalation. Möglich sind außerdem verschiedene Alarm-Informationen wie für Amoklauf, Bombendrohung, Feueralarm. Das führt über die kollegiale Hilfe hinaus, gibt den anderen Mitarbeitenden aber Informationen zu notwendigen Verhaltensweisen. Wenn beispielsweise Feueralarm ausgelöst wird, müssen alle Fenster geschlossen werden, um Brandverstärker durch Sauerstoffzufuhr zu vermeiden. Bei Bombendrohung hingegen sollten die Fenster geöffnet werden. Diese Anleitungen erscheinen kurzgefasst auf allen Bildschirmen.

Die größte Herausforderung, sagt Matthias Otte, besteht in der Konfiguration, wer in welchem Fall informiert wird. Im FB 32 war das relativ übersichtlich. An den sieben Standorten wurden zwei Grundkonfigurationen eingerichtet. Sind in einem Gebäude jedoch verschiedene Bereiche untergebracht, sieht  das schon anders aus. Dann muss genau geschaut  werden, wer in welchem Fall der richtige Ansprechpartner bzw. Helfer ist. Hinzu kommt, dass durch die Pandemie auch für die Verwaltungsangestellten das Arbeiten im Homeoffice ermöglicht worden ist.

Das wurde bei der neuen Software berücksichtigt. „Jetzt kann jederzeit eingesehen werden, wie viele Rechner online sind“, erklärt Matthias Otte. Das hat zwei Vorteile: Zum einen werden versehentliche Alarmauslösungen im Homeoffice vermieden, um anderen nur Kollegen über einen Alarm informiert, die wirklich im Bürogebäude tätig sind. Gleichzeitig wird garantiert,  dass für den Notfall immer jemand vor Ort ist.

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