Gewalt im Jobcenter — Bedrohung wird massiver

Es geht um Geld, oft um das tägliche Auskommen. Das löst teils heftige Emotionen aus. Zwischen Menschen, die Leistungen von der Arge oder dem Jobcenter beziehen und den Mitarbeitern der Behörden gibt es deshalb immer wieder Konflikte. Jetzt wurde ein Bremer wegen einer Hass-Mail vom Amtsgericht verurteilt. Das ist ein Einzelfall, doch die Bedrohung wird offenbar massiver.

Das Gericht verurteilte den Mann zu einer Geldstrafe auf Bewährung. Der Staatsanwalt sprach von einer psychischen Ausnahmesituation des Angeklagten, er solle sich professionelle Hilfe holen. Der Verfasser der Mail raufte sich während der Verhandlung selbst die Haare, als eine Mail vorgelesen wurde. Darin spielte er auf Auschwitz, Hitler und Göring an, aber auch auf die Ostfront der Ukraine. Er entschuldigte sich, er habe Mist gebaut, und es tue ihm „herzlich Leid“.

Die Richterin erklärte, es sei nachvollziehbar, dass man sich aufrege, wenn man das Gefühl habe, nicht gehört zu werden. Das sei aber kein Anlass, Menschen persönlich anzugehen und ihnen den Tod zu wünschen.

Immer mehr Problemfälle

„Die meisten Menschen seien freundlich und nett“, sagt Christian Ludwig vom Jobcenter Bremen. Doch es gebe auch immer mehr Problemfälle, das Verhalten einiger Kunden werde schlimmer. „Da kann das dann zum Teil schon lauter und heftiger werden. Handgreiflichkeiten können theoretisch vorkommen, aber dafür haben wir einen Sicherheitsdienst.“

Die Bedrohung nimmt zu

Weil in der Vergangenheit in Deutschland auch schon Jobcenter-Mitarbeiter getötet wurden, gibt es ein Alarmsystem. Zudem würden die Mitarbeiter darin geschult, welches Verhalten in kritischen Situationen das Richtige ist. Den Sicherheitsdienst gibt es in jeder Geschäftsstelle.

Einer bundesweiten Studie der gesetzlichen Unfallversicherung zufolge hat jeder vierte Jobcenter-Mitarbeiter schon einen Übergriff erlebt. Laut einer Befragung in Bremen erlebt jeder fünfte Jobcenter-Mitarbeiter jeden Tag Beleidigungen und Belästigungen.

Viele Gründe für Konflikte

„Stress gibt’s immer, wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt“, sagt David Lukassen von der Bremer Sozialbehörde. Manche Klienten des Jobcenters hätten auch persönliche Probleme, etwa mit Alkohol oder anderen Drogen. Vereinzelt könnten aber auch Fehler von Sachbearbeitern oder eine gewisse Schwerfälligkeit der Verwaltung Leute auf die Palme bringen. Auf der anderen Seite sieht Lukassen in gerichtlich verurteilten Beleidigungen auch ein deutliches Signal, dass sich alle an gewisse Spielregeln halten müssen.

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